SFB 1369 Vigilanzkulturen
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Saki Kikuchi: Mesopotamische Hemerologien und ihre gesellschaftliche Bedeutung. Münster 2025.

Cover Kikuchi Mesopotamische HemerologienIm alten Mesopotamien wurden die Tage als inhärent positiv oder negativ gedeutet, was sich auf die Ergebnisse der Tätigkeiten oder auf die Geschehnisse an dem gegebenen Tag auswirkte. Diese Lehre von grundsätzlich guten und schlechten Tagen wurde in einer Gruppe von kalendarischen Texten dokumentiert, die in der modernen Terminologie „Hemerologien“ genannt werden. Hemerologien ermitteln die Beurteilung, ob ein gewisser Tag positiv oder negativ ist. Darüber hinaus verfügen wir über Texte, in denen nach der Angemessenheit einer bestimmten Tätigkeit anhand der Tagesqualität gefragt wird. Diese Texte boten also Ratschläge zum alltäglichen Leben darüber, ob die gewünschte Handlung an dem fraglichen Tag ausgeführt oder unterlassen werden sollte. – Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine systematische Darstellung von Hemerologien aus Mesopotamien im ersten Jt. v.Chr. mit thematischen Untersuchungen zu verschiedenen Aspekten zu präsentieren. Die Studie beginnt mit einem allgemeinen Überblick über die Hemerologien im alten Mesopotamien (Kap. 2): die Terminologie in der modernen Wissenschaft, die divinatorische Tradition, zu der die Hemerologien gehörten, sowie die Quellen und ihre zeitliche und geografische Verbreitung.

In Kapitel 3 stellt die Kalender vor, die als Grundlage für die zeitliche Orientierung der angewiesenen Tätigkeiten der Hemerologien sowie des Alltagslebens dienten. Das Kapitel 4 befasst sich mit den Sammeltafeln und Kompilationen, die Produkte der gelehrten Redaktionsarbeit sind. Einerseits spiegelt ihre Erstellung ein gewisses Interesse der Verfasser wider, was ein Schlüssel für die Verwendung der Hemerologien in der Praxis ist. Andererseits ist die aktive Bearbeitung der bestehenden Texte durch Kompilierung von Bedeutung, wenn man die Rolle des hemerologischen Korpus in der Gelehrtentradition und die Frage der Standardisierung in Betracht zieht. In Kapitel 5 wird die Logik und Systematik dargelegt, aufgrund derer ein bestimmter hemerologischer Gedanke mit einem spezifischen Kalendertag in Verbindung gebracht wurde. Das Kapitel 6 geht der Frage nach, wie Hemerologien in der Praxis verwendet wurden, und zwar anhand der Texte selbst, dem archivalischen Kontext sowie der Texte, die Hemerologien zitieren oder darauf verweisen (Kap. 6.1–4). Sie liefern Hinweise auf die Personen, die Hemerologien abschrieben und studierten, sowie auf die akademischen, politischen Dimensionen der Hemerologien, während das Unterkapitel 6.5 den gesellschaftlichen Einfluss durch Vergleich mit den Alltagstexten untersucht. Das letzte Kapitel stellt die Veränderungen in der hemerologischen Tradition in den letzten Jahrhunderten der Keilschriftkultur und den Einfluss der mesopotamischen Hemerologien auf spätere antike Kulturen vor.

In der Textbearbeitung werden 14 ausgewählte Hemerologien, hemerologische Kompilationen sowie relevante Texte ediert (Transkription, Transliteration, Übersetzung und Kommentar), die bisher noch unveröffentlicht, nur in Autografien publiziert sind oder durch neu identifizierte Textvertreter den bekannten Text aktualisieren. Die Anhänge geben einen systematischen Überblick über ausgewertete Briefe und Königsinschriften sowie datierte Alltagsurkunden (Heiratsurkunden, Kaufurkunden) und Opferschauanfragen, die zur Untersuchung des praktischen Umgangs mit den Hemerologien in Kap. 6 herangezogen wurden.

 

Loredana Filip: Self-Help in the Digital Age. TED Talks, Speculative Fiction, and the Role of Reading. Berlin/Boston 2024.

DOI: https://doi.org/10.1515/9783111389929

Cover Band 12 kleinIn an age where science and technology hold sway and the humanities face a crisis, this book explores the evolving role of literature. It delves into how American self-help culture shapes contemporary ideals of success, mindfulness, and happiness, with a particular focus on its influence in science communication, notably in TED talks. Moreover, it underscores the enduring relevance of literature in the digital era by analyzing speculative novels that challenge established norms, including those propagated by TED. These novels include Richard Powers’ Generosity: An Enhancement, Margaret Atwood’s MaddAddam trilogy and Gary Shteyngart’s Super Sad True Love Story. They question the Western preference for visual perception, which perpetuates a human-centric worldview. By focusing on literary synesthesia in the readings, this book emphasizes sensory experiences and human-nonhuman interactions. It adopts the concept of research as assemblage and uses a diverse range of theories and approaches, while it foregrounds critical posthumanism and new materialism. Ultimately, it advocates for a less anthropocentric approach to reading and presents literature as a "transdisciplinary life science" capable of fostering a "kinship of posthumanity."