Publikationen
Neuerscheinungen
Butz, Magdalena/Grollmann, Felix/Mehltretter, Florian (Hrsg.): Sprachen der Wachsamkeit. Berlin/Boston 2023.
DOI: https://doi.org/10.1515/9783111026480
Der Band thematisiert die sprachliche und allgemein semiotische Dimension von Vigilanz, verstanden als Setzung von Wachsamkeitspflichten im Individuum und Koppelung zwischen individueller Aufmerksamkeit mit kulturell vermittelten, überindividuellen Zielsetzungen einerseits, mit konkreten Handlungs- und Kommunikationsoptionen andererseits. Den Ausgangspunkt bildet dabei die Überlegung, dass Zeichensysteme, indem sie soziale Funktionen ausüben, eine entscheidende Rolle in Prozessen und Kulturen der Vigilanz spielen. Wie die Beiträge des vorliegenden Bandes zeigen, können Sprachen der Wachsamkeit die Relationen zwischen den Akteuren verändern, normative Funktionen und regulative Effekte haben, der Markierung von Gefahren sowie der Orientierung von Aufmerksamkeit dienen, aber auch deren Intensität skalieren. Hier erweist sich, dass Sprachen der Wachsamkeit nicht nur Sprachen im linguistischen Sinne bezeichnen, sondern auch Symbolsprachen, Ton-, Bild-, und Körpersprachen, narrative Muster, Rhetoriken und Mythologien bis hin zur Gestik, Mimik und deren Kombinationen, Erprobungen und Erweiterungen etwa in Film und Theater. Dabei können diese vielfältigen Zeichensysteme sowohl Gegenstand von Wachsamkeit sein als auch als Instrument von Wachsamkeit fungieren und schließlich selbst zum Reflexionsmedium von Wachsamkeit werden. Der Band versammelt Beträge aus den Literatur-, Rechts-, Geschichts- und Theaterwissenschaften sowie aus der Theologie und Theologiegeschichte, in denen Phänomene der Sprachen der Wachsamkeit in unterschiedlichen Räumen, Epochen und Diskursen auf innovative Weise untersucht werden.
Gadebusch Bondio, Mariacarla/Hengerer, Mark/Kölbel, Ralf/Lepsius, Susanne (Hrsg.): Techniken der Responsibilisierung. Historische und gegenwartsbezogene Studien. Hannover 2023
https://epub.ub.uni-muenchen.de/93703/
Responsibilisierung ist in den Kulturwissenschaften ein wiederkehrender Begriff, der verschiedene Formen der Verantwortungsverschiebung umschreibt. Ausgehend von diesem variablen Sprachgebrauch untersuchen die in diesem Band vorgelegten Beiträge mannigfaltige Kontexte in denen, sowie Medien und Techniken mit denen Akteure bzw. Instanzen Aufmerksamkeitserwartungen für bestimmte Wachsamkeitsaufgaben übertragen. Während Obrigkeiten und Amtspersonen sich an die Bevölkerung bzw. an niederrangige Bedienstete richten, sind es einzelne Personen – z.B. frühneuzeitliche Stadtärzte oder gegenwärtige Whistleblower –, die von den oberen Instanzen in die Pflicht genommen werden (oder diese in die Pflicht nehmen). Dabei lassen sich verschiedene Strategien und Instrumente, etwa Anreize oder Sanktionen, ebenso wie die Abhängigkeit von der Dringlichkeit des Responsibilisierungsbedarfs aufzeigen.
Indem insbesondere Adressierung und Übertragung von Vigilanz-Aufgaben an sehr unterschiedliche Personen bzw. Personengruppen synchron und diachron untersucht werden, konturieren und schärfen die Beiträge den Begriff der Responsibilisierung historisch und situativ.