SFB 1369 Vigilanzkulturen
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John Hinderer: Abstract

Das Teilprojekt analysiert Vigilanz in benediktinischen Klöstern des Spätmittelalters am Beispiel der benediktinischen Reformkongregationen von Santa Giustina di Padova und Bursfelde (ca. 1400–1520). Im Zentrum steht die enge Verflechtung von individueller und kollektiver Verpflichtung im Kloster sowie institutioneller Kontrolle der Kongregationen.
Diese Verflechtung erforderte Vigilanz, die hier als soziale Praxis im Kloster verstanden wird: Die Mönche und Nonnen waren angewiesen, sich an die vom Orden und von der Kongregation festgelegten Regeln zu halten (Benediktsregel, päpstliche Reformbullen, Statuten und Beschlüsse der Generalkapitel in den Kongregationen). Für die Einhaltung der Regeln waren die Äbte und Visitatoren verantwortlich, allerdings nicht nur: Die Mönche und Nonnen waren angehalten, sowohl sich selbst zu disziplinieren als auch ihre Mitbrüder und -schwestern zu kontrollieren und für das regeltreue Leben zu responsibilisieren. Dem soll in der Dissertation nachgegangen werden, indem danach gefragt wird, wie die Kongregation unterschiedliche Lebensbereiche des Klosters regeln wollte und wie dies in den Klöstern reflektiert und praktiziert wurde.
Vier Regulierungsbereiche werden fokussiert: Kontrolle im Kloster (Visitation, Schuldkapitel), Speise (Fasten, Fleischverzicht, Regeln für die Mahlzeiten), Sound (Formen der Stille, Mehrstimmigkeit, Orgelmusik) sowie Zeiten, Orten und Praktiken der Meditation. Für ausgewählte Frauen- und Männerklöster (v.a. Santa Giustina in Padua, S. Benedetto in Polirone, St. Peter und Paul in Erfurt, Abdinghof, Ebstorf, Lüne, Herzebrock) sollen diese anhand gedruckter und archivalischer Quellen wie etwa Generalkapitelsbeschlüsse, Statuten, Chroniken, aszetische und paränetische Texte, Briefe herausgearbeitet werden. So soll weniger eine Verfassungsgeschichte als vielmehr eine Kulturgeschichte der Kongregationen und ihrer Klöster geschrieben werden.