SFB 1369 Vigilanzkulturen
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Workshop 'Trickster': Auf den Kopf gestellt. Interdisziplinäre Betrachtungen der Trickster-Figur.

Der Workshop wird mitorganisiert von Hannah Michel (Teilprojekt A02).

02.07.2022 – 03.07.2022

Figuren wie Coyote, der Affenkönig Sun Wukong 孙悟空, Reineke Fuchs und der nordische Gott Loki heben mit Witz und List die Welt aus den Angeln und stellen sie auf den Kopf. Neben der Infragestellung von Ordnungen und hierarchischen Strukturen agieren die unterschiedlichen Trickster subversiv und innovativ (kreieren von Neuem), wobei sie oftmals in Komik und Groteske zu verorten sind. Dabei lässt sich die Figur des Tricksters als undurchsichtig beschreiben – gerade hierin manifestieren sich die Schwierigkeiten und Chancen des Begriffs. Die attestierte Ambivalenz birgt die Fallstricke der Unschärfe und kann dazu verleiten, alles Unerklärliche, analytisch nicht Greifbare als ‘tricksterhaft’ zu beschreiben. Sobald ein Merkmal der analysierten Figur mit der (Begriffs-)Tradition übereinstimmt oder andere Archetypen als unpassend erscheinen, wird gerne das Label ‚Trickster‘ verwendet.

Aus diesem Grund möchten wir uns im Rahmen des Workshops Auf den Kopf gestellt. dem Trickster definitorisch annähern und dabei gerade über den interkulturellen und interdisziplinären Dialog diejenigen Elemente fassen, die Trickster-Erzählungen verbinden. Es gilt, das wissenschaftliche Potential der konzeptuellen Ausprägung dieses Figurentypus intensiv auszuloten und damit seine Konturen wieder zu schärfen. Von besonderem Interesse für den gemeinsamen Austausch sind unteren anderem die nachfolgenden Themengebiete.

Entwicklung

Ebenso wie der Trickster eine Figur des Gestaltwandels ist, kann auch seine Beschreibung stark variieren. Gerade mythologisch verankerte Figuren erfahren über den Lauf der Zeit verschiedene Bearbeitungen. Solche Brüche und Kontinuitäten scheinen zentral für eine Figur, die sich vor allem durch ihre Ambivalenzen auszeichnet. Exemplarische Fragestellungen wären hier:

  • Inwiefern ändert sich eine mythologische Trickster-Figur im Laufe von Weiter- und Wieder-Erzählungen? Lassen sich hier kulturgeschichtliche oder gesellschaftliche Rückschlüsse ziehen?
  • Trickster – Narr – Betrüger – Schelm. Inwiefern unterscheiden sich diese unterschiedlichen Figurentypen? Was ist das Besondere an der Figur des Tricksters?
  • Welche neuen Trickster gibt es in gegenwärtigen Erzählungen (Medien aller Art)? Welche Beziehung besteht zwischen ihnen und ihren ‚Vorfahren‘?

Interkultureller Vergleich

Was alle Beschreibungen des Tricksters verbindet, ist die Behauptung, es handle sich um einen kulturell übergreifenden Figurentypus, welcher sich in Mythos und Literatur wiederfindet. Beispielhaft sei hier auf die Figur des listigen Fuchses verwiesen. Er begegnet uns im Deutschen durch Reineke, im Japanischen durch den Typus des kitsune キツネ, oder im Koreanischen durch die kumiho 구미호/九尾狐. Im Rahmen des Workshops gilt es zu prüfen, ob der Trickster tatsächlich als kulturübergreifender Typus funktioniert oder ob im interkulturellen Vergleich Differenzen und Brüche überwiegen.

  • Welche Trickster-Figurentypen gibt es? Inwiefern unterscheiden sie sich voneinander?
  • Inwiefern wird die Figur des Tricksters vor dem Hintergrund des kulturellen Kontextes bewertet?
  • Zeigen sich hier Unterschiede?

Reflexion von Welt

Es ist auffallend, dass viele der Erzählungen, in denen Trickster auftreten, einen kritischen Blick auf ‚Welt‘ ermöglichen. Mit seiner Fähigkeit, Grenzen zu überschreiten, können Werte- und Normvorstellungen und deren Verletzung thematisiert werden. Die daraus resultierende Einladung zur Reflexion, die vielen einschlägigen Erzählungen inhärent ist, kann als Anstoß genommen werden, sich mit historischen, politischen sowie kulturellen Werte- und Normvorstellungen (Gesetzen, Habitualisierungen, etc.) auseinanderzusetzen.

  • Inwiefern unterstützen oder unterminieren die literarischen Bearbeitungen die vorherrschenden Vorstellungen (Gesetze, Werte, etc.)?
  • Ist der Figur des Tricksters also ein ethisches Potential inhärent?
  • Bieten die Figuren des Tricksters und ihre Ambiguitäten einen Ausweg aus dem Denken in binären Oppositionen?

Termin

Samstag, 2. Juli 2022
Sonntag, 3. Juli 2022

Ort

Seidlvilla
Nikolaiplatz 1 b
80802 München

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